In einer Antwort hat Frau Tuyttens das Wort "Term" verwendet.
Was ist die Definition von "Term"?
Und die Beziehung zu Konzept (=Begriff) & Benennung/Bezeichnung?
Anhand des semiotischen Dreiecks haben wir die Beziehung zwischen Konzept/Begriff und Benennung/Term erläutert
Nach DIN-Norm 2340 ist das Konzept (// Begriff) die Denkeinheit, die aus einer Menge von Objekten unter Ermittlung der diesen Objekten gemeinsamen Eigenschaften mittels Abstraktion gebildet wird.
In dem Webinar haben wir es als eine Idee bezeichnet, die wir uns für ein Objekt aus der Welt (aus seinen Hauptmerkmalen) im Kopf bilden.
Nach DIN-Norm 2340 ist die Benennung (//Term) aus einem oder mehreren Wörtern bestehende sprachliche Bezeichnung.
In dem Webinar haben wir sie als Sprachmittel bezeichnet, was uns zur Verfügung steht, um ein Konzept auszudrücken.
Durch die Definition soll es möglich werden, die Benennung mit dem gedanklichen Konstrukt des Konzepts so zu verbinden, dass eine andere Person letztlich die gleiche Denkeinheit erfassen kann.
Term = Diese Benennung ist international doppelt belegt, einmal als Synonym für Konzept und einmal als Synonym für die Benennung.
Wir versuchen die Bezeichnung Term nur als Synonym für „Benennung“ zu verwenden.
Semiotisches Dreieck: ist Konzept mit Begriff/Definition gleichzusetzen?
Ja, das Konzept ist mit "Begriff " gleichzusetzen.
Die Definition ist laut der DIN-Norm 2340 die Begriffsbestimmung mit sprachlichen Mitteln. Diese wird verwendet, um das Konzept zu erläutern und es von anderen Konzepten zu unterscheiden.
Müssen Konzepte und Metadaten auf beiden Seiten vorliegen, sprich: Ausgangs- und Zielsprache oder reicht eine Sprache?
Man muss zwischen der Bezeichnung der Metadaten (bspw. Beschreibung, Quelle, Grammatik) und den Inhalten der Metadaten unterscheiden. Die Inhalte müssen von den Nutzern erfasst werden können. Sie sollten daher in allen erforderlichen Sprachen verfügbar sein.
Darüber hinaus kann es sprach- oder kulturspezifische Aspekte geben, die möglicherweise nur in der jeweils eigenen Sprache effektiv vermittelt werden können.
Warum heißt die Sprachebene "Index". Welche Benennungslogik steckt in dieser Bezeichnung?
Die Bezeichnung "Index" entstammt der Struktur der Termbanken. Hier hat die Benennungsautonomie eine große Bedeutung. Jede einzelne Benennung (und hiermit auch Synonyme) soll durch die manuelle Suche in der Terminologiedatenbank oder die automatische Terminologieerkennung gefunden werden können. Um dies zu gewährleisten, wird jede einzelne Benennung in einem Index gespeichert. Wenn Sie in der Termbank nach einer Benennung suchen, suchen Sie in diesem Index.
Wie definiert RWS projektbezogene Termini-Listen in der Datenbank?
Sowohl die Einträge als auch die Terme in der Datenbank können mit einer Projektnummer/-information vergeben werden.
Allerdings sollten die Einträge in einer Termbank allgemein gültig sein. Der Fokus auf einen konkreten Verwendungskontext kann dazu führen, dass die verwendeten Definitionen nicht für alle Verwendungen geeignet sind oder nicht den üblichen allgemeinen Verwendungen eines Begriffes oder der Benennungen entsprechen.
Wozu dienen die Fachgebiete? Welche Funktion habe die Fachgebiete?
Die Terminologie strukturiert man nach Fachgebieten. Beispiel: im Bereich der erneuerbaren Energien unterscheidet man zwischen Solar- und Windenergie und innerhalb der Windenergie kann man noch die Terminologie in den Fachbereichen Elektrik, Elektronik, Mechanik, usw. aufteilen. Diese Fachbereiche dienen dazu, die Terminologie in Wissenskategorien zu strukturieren und sie von anderen Terminologien abzugrenzen.
Diese Aufteilung ist sehr wichtig für die Behandlung der Homonymie: eine Benennung kann in unterschiedlichen Fachgebieten zu unterschiedlichen Konzepten verweisen.
Die Strukturierung in Fachgebieten kann man auch verwenden, um die Terminologie gezielt aus der Termbank zu exportieren oder die Verantwortungsbereiche zu den jeweiligen Experten zuzuordnen.
Welche sinnvolle Vorgehensweise gibt es bei der Terminologieextraktion, um konzeptorientiert arbeiten zu können? Hierzu braucht man ja auch Metadaten?
Sowohl manuell als auch toolunterstützt kann man bei der Terminologieextraktion ergänzende Metadaten sammeln.
Bei der manuellen Extraktion können neben den Benennungen auch weitere wichtige Informationen ermittelt werden. diese können die Definitionserstellung unterstützen und Beispiele, Hinweise zur Verwendung und Kontext liefern.
Extraktionssoftwares bieten meistens die Möglichkeit an, den Satz mit zu extrahieren, in dem die Benennung gefunden wurde.
Konkordanzsoftware bieten die Möglichkeit an, wichtige Wortzusammensetzungen zu prüfen: Welche Komposita bestehen aus einem gesuchten Term.
Mit welchem System arbeitet RWS intern?
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Für welches Terminologiemanagement-Tool haben Sie sich intern entschieden und haben es in Verwendung?
Terminologieverwaltung: Hier passen wir uns an die Anforderungen unserer Kunden an: MultiTerm, TermStar, CrossTerm, etc.
Terminologiearbeit und -prüfung: Wir verwenden die Kalcium-Plattform von Kaleidoscope. quickTerm bietet uns die Möglichkeit unternehmensweit Zugriff auf die Terminologie zu gewährleisten und ein auf unsere internen Bedürfnisse abgestimmtes Rechte- und Rollenkonzept zu etablieren. checkTerm wird neben der Suche nach verbotenen Termen auch im Terminologieextraktionsprozess eingesetzt. Die Systeme verwenden SDL Multiterm als Terminologiedatenbank.
Terminologieextraktion: Hier nutzen wir kommerzielle Tools wie LogiTerm für die Ausgangssprachen Englisch und Französisch sowie eine intern entwickelte Lösung, die wir „RWS ATE“ (Automatische Terminologieextraktion) nennen für die deutsche Sprache. Die zielsprachliche Extraktion erfolgt manuell durch unsere Experten aus TMs oder mehrsprachigen Dokumenten.
Wie schätzt ihr die Problematik mit der Publizierung der Terminologie ein? Welche Lösung zieht ihr vor? Bzgl. Abfragelizenzen, Terminologie in Echtzeit... ?
Die Möglichkeiten werden wesentlich von den Anforderungen und den zur Verfügung stehenden Budgets bestimmt. Möglich sind bspw. der direkte Zugriff auf die Terminologiedatenbank via Desktop oder der Einsatz von Terminologiemanagement-Systemen, die einen browserbasierten Zugang bieten.
Können Sie ein open-source Terminologie-Tool empfehlen bzw. haben Sie entsprechende Erfahrungen?
Wir verwenden bei RWS keine Open-Source Terminologiemanagement-Systeme aber möglicherweise lohnt ein Blick auf folgende Lösungen:
GesTerm von der Firma termcat ist ein kostenloses Terminologiemanagement-System, das Unterstützung für die Erstellung von Glossaren anbietet. Die Lösung GdTWeb von derselben Firma ermöglicht den Zugriff auf die TERMCAT-Datenbank.
Terminator bietet eine Online-Lösung für die Verwaltung der Terminologiearbeit und -diskussionen.
BaseTerm von der Brigham Young Universität und Terminologue von der Dublin City Universität sind Online-Lösungen für die Terminologieverwaltung.
Einige Open-Source Übersetzungsmanagement-Systeme bieten eine Terminologie-Komponente, wie: OmegaT, BasicCAT, Virtaal, Lokalize, MateCat; Systran Pure Neutral, Déjà Vu, Translate5, etc.
Die Schwierigkeiten mit Terminologielisten stecken meist in z.B. Mehrzahl oder wo nur eine Übersetzung vorgesehen ist aber mehrere Übersetzungen möglich sein. Manchmal gibt es durch diese 'enge' Terminologie über 800 Terme die man prüfen soll wovon dann eigentlich nur 100 oder so wirklich Kontrolle bedürfen. Wenn Kunden beharren auf eine falsche Übersetzung ist das nicht immer gut
Letztlich liegt das Problem mit diesen Wortlisten in der benennungsorientierten Struktur. Terminologie ist nun mal vom Wesen her konzeptorientiert und lässt sich nicht einfach in 1:1-Tabellen pressen. Die Lösung kann daher nur darin liegen, auch ein entsprechendes konzeptorientiertes Terminologiemanagement einzuführen und die dafür geeigneten Tools zu verwenden.
Wie viel Zeit sollte man für einen Terminologiemanagementprozess bzw. für die einzelnen Schritte einplanen? Das ist im Voraus schwer einzuschätzen?
Das ist schwer einzuschätzen, da es von vielen Faktoren abhängt. Wir empfehlen mit einer Bestands- und Anforderungsanalyse zu beginnen. Der eigentliche Start kann dann über ein Pilotprojekt mit einer übersichtlichen Anzahl von Konzepten erfolgen.
Wie kann mir die RWS oder generell ein Sprachdienstleister dabei helfen, meine Terminologie aufzubauen?
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Ist es realistisch, über den Weg der Terminologie im Lokalisierungsprozess eine firmenweite Terminologie aufzubauen? Oder braucht es da unbedingt den Input des Herstellers/Kunden?
Als Erstes prüft man die bestehenden Ressourcen und legt fest, welche Experten am Terminologieaufbau mitwirken sollten.
Wir können hier in unterschiedlicher Weise unterstützen: Analyse der bestehenden Ressourcen und Gestaltung der Terminologie-Workflows inkl. Projektbeteiligten, Rollen und Aufgaben, Unterstützung beim Aufbau eines Terminologieleitfadens, Vorschlag und/oder Freigabe der Terminologie, Prüfung und Feedback zu der Terminologie, etc.
Wir verfolgen dazu ein modulares Konzept, bei dem wir Ihnen genau an den Stellen Unterstützung anbieten, wo sie selbst keine oder nicht genügend interne Ressouorcen haben. Das kann natürlich bis zur kompletten Übernahme des Terminologiemanagements gehen.
Es ist aber festzuhalten, dass die der inhaltliche Input auf jeden Fall auch von den Experten bei den Kunden kommen muss. Nur hier sind die Kenntnisse und Spezifika zu den terminologischen Inhalten verfügbar.
Zugang zum Fachwissen ist auf jeden Fall zwingend für den Aufbau einer Terminologie.
Der Prophet gilt in der eigenen Firma oft nichts.
Gibt es die Möglichkeit eine Infoveranstaltung zu machen um die Notwendigkeit und die Vorgehensweise den Verantwortlichen/Entscheidern nahezubringen.
Bietet das z. B. RWS an?
Ja, selbstverständlich. Wir stehen Ihnen gern von der Erfassung ihrer Bedürfnisse, über die Planung und Konzeption von Workshops bis hin zur Implementierung von Systemen gern zur Verfügung.
Wenn der Kunde keinen Verantwortlichen für Terminologie hat und die Aufgabe bei uns sieht, aber das nicht bezahlen möchte, ist Terminologie zum Scheitern verurteilt. Auch wenn wir versuchen, mit Excel die Übersicht über die wichtigsten Terme zu behalten ist das ständige Vergleichen doch sehr zeitaufwändig.
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Mit welchen Mitteln kann trotzdem der Austausch zwischen dem Übersetzungsdienstleister und dem Ersteller der Dokumente erfolgen und womöglich auch noch korrekte Terminologie sichergestellt werden?
Erfahrungsgemäß verlaufen die Versuche die Terminologiearbeit auf einer Seite (Auftraggeber oder Dienstleister) durchzuführen im Sande. Es braucht die Bereitschaft auf beiden Seiten im Prozesse aktiv mitzuarbeiten.
Haben Sie weitere Fragen zum Terminologiemanagment. Wenden Sie sich an uns.
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