In der offiziellen Liste der 21 eigenständigen Staaten und abhängigen Gebiete, in denen Spanisch als Erstsprache verbreitet ist, tauchen die USA nicht auf. Das sollten sie aber.
Das Instituto Cervantes, eine gemeinnützige sprachliche Einrichtung des spanischen Staates, sieht in den Vereinigten Staaten von Amerika die weltweit zweithöchste Anzahl an spanischsprachigen Personen – nur Mexiko hat mehr. Allerdings sollen die USA Mexiko diesbezüglich bis zum Jahr 2050 ablösen. In den USA bilden Hispanics einen Markt von beinahe 60 Millionen Menschen. Das sind mehr als 18 % der US-Bevölkerung und steht für 1,5 Billionen US-Dollar Kaufkraft. Damit stellen sie die größte und kaufkräftigste Minderheit in den USA.
Unternehmen, deren Marketing sich an US-Kunden richtet, wären schlecht beraten, sie zu ignorieren. Wie bei allen anderen Märkten gilt auch hier: Um erfolgreich zu sein, müssen Ihre Marke und Ihre Angebote bei den Kunden einen Nerv treffen. Allerdings stellt die Zielgruppe der Hispanics aufgrund ihrer linguistischen und kulturellen Komplexität eine besondere Herausforderung dar, schließlich umfasst sie Einwanderer aus Mexiko, Kuba, Puerto Rico und vielen anderen spanischsprachigen Ländern. Ihre Dialekte, Kulturen, Verhaltensweisen, Interessen und Werte weichen unter Umständen stärker voneinander ab, als Sie vermuten.
Selbstverständlich müssen Sie die Präferenzen Ihrer spezifischen Zielgruppen mittels Marktforschung ermitteln. Doch vorher wäre es von Vorteil, wenn Sie Ihre Marketingstrategie für Hispanics in groben Zügen durchdenken, um ein Gefühl für den Markt im Allgemeinen und im Vergleich zu nicht hispanischen Zielgruppen zu entwickeln.
Im Folgenden möchten wir Ihnen mit einem Überblick und einigen Marketingtipps helfen, Ihrer Marketingstrategie für Hispanics Konturen zu geben.
Die Komplexität „hispanischer“ Sprachen und Kulturen
Wie bereits erwähnt, gibt es so etwas wie die eine „hispanische“ oder „US-spanische“ Sprache oder Kultur nicht. Hispanics sind nun einmal keine homogene Gruppe. Folglich gibt es auch kein „US-Spanisch“ – dieser Begriff dient nur dazu, einen Wortschatz zu beschreiben, der Einflüsse aus allen spanischsprachigen Ländern in sich vereint. Amerika spricht 21 „nationale“ Varianten dieser Sprache. Und wie viele von Immigration geprägte Kulturen bringen auch Hispanics ihre Traditionen und Grundwerte – und demzufolge Kaufverhaltensweisen – aus ihren Herkunftsländern mit.
Verstärkt wird die Komplexität des US-Spanisch durch den starken Einfluss der englischen Sprache. Durch Lehnwörter aus dem Englischen entsteht etwas, das Spanglish genannt wird. Es überrascht nicht, dass der englische Einfluss im Spanischen immer stärker um sich greift, je weiter weg von der US-Grenze zu Mexiko die Sprecher leben.
Die kulturelle Komplexität nimmt dadurch zu, dass Hispanics unterschiedlich viel Wert auf ihre Repräsentation im Marketing für Hispanics legen – ungeachtet ihres Stolzes auf ihre Herkunft. Besonders traditionsbewusste Hispanics möchten stärker über ihre Wurzeln definiert werden, andere hingegen nicht unbedingt.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wie es Ihnen jemals gelingen soll, diesen Markt zu segmentieren. Doch keine Sorge: Hierbei können Ihnen professionelle Sprachservices helfen. Den Faden können Sie jedoch selbst aufnehmen, indem Sie – wie bei jedem anderen Markt auch – die wichtigsten Abgrenzungsfaktoren ermitteln: die Altersgruppen der Kunden.
Eine Einführung zu generationsbedingten Präferenzen
Beginnen wir mit der Fokussierung auf die Sprache, hier ganz allgemein bezogen auf das Englische im Vergleich zum Spanischen.
Obwohl viele Hispanics zwischen Spanisch und Englisch wechseln (oft als „Codeswitching“ bezeichnet, also das unbewusste Hin- und Herspringen zwischen beiden Sprachen, wie es zweisprachige Hispanics oft praktizieren), sprechen sie bei sich zu Hause in der Regel vorrangig Spanisch. Die Sprachverwendung folgt noch anderen allgemeinen Mustern: Zum Beispiel konsumieren viele Hispanics Unterhaltungscontent auf Spanisch, doch bei Technik bevorzugen sie Englisch. Dementsprechend sollten Sie Ihr Marketing lokalisieren. Sobald Sie wissen, welcher Altersgruppe Ihr Zielmarkt entspricht, müssen Sie sogar noch mehr beachten.
Laut einer Untersuchung von GlobalWebIndex fällt die Wahrscheinlichkeit, mit der Kunden zwischen 16 und 34 Jahren das Spanische dem Englischen in bestimmten Situationen vorziehen, etwas geringer aus. Daheim sprechen sie wohl durchaus Spanisch, doch in Gesprächen mit Gleichaltrigen dominiert Englisch, wenn es um Technologien, Shopping und Nachrichten geht. Diese Millennials und Gen-Z-Zielgruppen konsumieren zudem mit höherer Wahrscheinlichkeit englischsprachigen Unterhaltungscontent.
Eines zeichnet alle Generationen der Hispanics aus: Sie bevorzugen im Allgemeinen Marketing, das auf ihre Kulturen eingeht. Sie wollen ihre Besonderheiten gewürdigt sehen. Ihre Investition in Botschaften, Berühmtheiten und Bildsprache, die Aspekte der spanischsprachigen Welt widerspiegeln, werden nicht unbemerkt bleiben. Tatsächlich favorisiert die ältere Generation kulturspezifisches Marketing.
Achten Sie aber darauf, es mit den kulturellen Anspielungen nicht zu übertreiben. Jüngere könnten dies als wenig authentisch auffassen. Nur wenige junge Hispanics erwarten in der Werbung und im Web Verweise auf ihre Kultur. Gleichzeitig bemühen sie sich aber durchaus darum, ihrem kulturellen Erbe Ausdruck zu verleihen, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen. Identität ist ihnen ein wichtiges Konzept. Für ein ausgewogenes Marketing ist ein sensibler Umgang mit Kultur unverzichtbar. Nehmen Sie zum Beispiel Hispanics in Ihren Bilderkatalog auf, doch vermeiden Sie es, Stereotype zu verwenden oder eine bestimmte Gruppe herauszuheben.
Eine Einführung in den Kaufprozess von Hispanics
Vielleicht verstehen Sie jetzt besser, weshalb die Altersgruppe im Marketing für Hispanics zu den wichtigsten demografischen Aspekten zählt. Doch wie können Sie diese Erkenntnis für sich nutzen?
Laut CNN sind Hispanics unter allen ethnischen Gruppen am aktivsten auf Social-Media-Plattformen. Die sozialen Medien sind ein wichtiger Einkaufskanal geworden und für den Kontakt zu fast allen Zielgruppen unter den Hispanics unverzichtbar. Durchschnittlich haben Hispanics sieben Social Media Accounts und 43 % von ihnen geben an, dass sie darüber am ehesten auf neue Marken und Produkte aufmerksam werden.
Unter jüngeren Hispanics ist dieser Anteil etwas höher. 49 % von ihnen entdecken laut eigener Aussage Marken in der Regel in den sozialen Medien. Im Vergleich dazu tun dies 41 % der nicht hispanischen weißen Bevölkerung derselben Altersgruppe und nur 28 % aller Personen, die sich im Web bewegen. GlobalWebIndex fand zudem heraus, dass 46 % mehr jüngere als ältere Hispanics Marken über Influencer entdecken.
Außerdem haben alle Hispanic-Zielgruppen die interessante Tendenz, im Vorfeld eines Kaufs weniger selbst zu recherchieren, als sich auf Empfehlungen und Erfahrungsberichte anderer (Influencer, insbesondere bei jüngeren Hispanics) zu verlassen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Social Media am Anfang der Customer Journey von Hispanics eine große Rolle spielt. Oben im Verkaufstrichter erfolgt die Zuordnung der Customer Journey – ein Schritt, bei dem das Identifizieren der wahrscheinlich konversionsstärksten Plattformen und Influencer über Ihren Verkaufserfolg entscheiden wird.
Andere beachtenswerte Faktoren
Fazit: Ins Spanische, Englische oder einen Mix aus beiden übersetzen, dabei auf das Alter der Zielgruppe achten und Kampagnen zur Steigerung der Markenbekanntheit in den sozialen Medien lancieren, der Rest ergibt sich dann irgendwie von allein, richtig?
Nicht ganz. Bedenken Sie, dass wir diesen breiten, facettenreichen Markt an dieser Stelle nur stark verallgemeinert beschreiben können. Um Alternativen im Marketing für Hispanics zu entwickeln und Ihre Zielgruppe als Kunden zu gewinnen, müssen Sie genauer wissen, wann sie mehr oder weniger Wert auf ihre eigene Sprache und Kultur legt und wann die Kaufwahrscheinlichkeit am größten ist. Dermaßen ins Detail können wir hier nicht gehen. Das erfahren Sie nur durch Marktforschung, eventuell unterstützt von einem Sprachdienstleister.
Sie wissen jetzt, wie komplex die Spanischlokalisierung für die USA sein kann. Vielleicht haben wir damit Ihr Interesse an der linguistischen und kulturellen Diversität der spanischsprachigen Welt geweckt. Unabhängig davon, ob Sie den Markterfolg suchen oder mehr über andere Kulturen in den USA erfahren möchten, unser eBook How to Choose Dialects for the Spanish-Speaking Market (Dialektauswahl für den spanischsprachigen Markt) ist sicher ein guter Ausgangspunkt. Es steht kostenlos zum Download zur Verfügung.
Wir helfen Ihnen gern, die Vorlieben Ihrer Buyer Personas zu analysieren, wenn Sie soweit sind