Warum linguistische Ressourcen essenziell für die sprachliche Qualität sind

Ihre Dokumentationen und Webinhalte sind terminologisch uneinheitlich. Das Übersetzerteam ist mit Ihrer Marke nicht richtig vertraut, sodass die Markenbotschaft verwässert wird und von denen Ihrer Mitbewerber nicht mehr zu unterscheiden ist. Sie müssen für jede neue Übersetzung voll bezahlen, selbst wenn diese Textbausteine enthalten, die früher schon einmal in hoher Qualität übersetzt wurden. All dies wirkt sich negativ auf Ihre Marke und den Umsatz in neuen Märkten aus, und Ihr Chef zweifelt – verständlicherweise – daran, ob Sie das Lokalisierungsprojekt voll im Griff haben.

Kommen Ihnen die oben beschriebenen Probleme oder zumindest einige davon bekannt vor? Falls ja, nur keine Bange – wir können Ihnen helfen. Wenn Sie sicherstellen möchten, dass alle Übersetzungen einheitlich, aktuell und aussagekräftig sind, dann müssen Sie „linguistische Ressourcen“ bereitstellen. Was genau das ist, wollen wir uns nun ansehen. Daher präsentieren wir Ihnen im Folgenden die drei wichtigsten linguistischen Ressourcen, die Ihr Lokalisierungsteam und deren Linguisten benötigen, um angemessen und konsistent formulieren zu können.

Haben wir das nicht schon einmal übersetzen lassen?

Frühere Übersetzungen werden in einer speziellen Datenbank, einem sogenannten Translation Memory (TM), gespeichert. Das TM enthält die in der Regel nach Sätzen segmentierten Originaltexte mitsamt ihrer Übersetzung, sodass sich neue Texte anhand der vorhandenen Datenbankeinträge „vorübersetzen“ lassen. Einmal in die Fremdsprache übertragene Sätze und Segmente lassen sich so wieder und wieder verwenden, was die Übersetzungskosten senkt und für Einheitlichkeit sorgt. Sie zahlen also nur einmal für jedes neue Segment, profitieren aber später immer wieder davon! Dies funktioniert sogar, wenn ein neues Segment nur teilweise mit einem älteren übereinstimmt.

Solche Übereinstimmungen, „Matches“ genannt, kommen in verschiedenen Formen vor:

  • Bei einem 100 %-Match stimmt ein Segment im aktuellen Ausgangstext exakt mit einem im TM gespeicherten Segment eines früheren Ausgangstextes überein. Das TM-Tool schlägt daher die bereits vorhandene Übersetzung vor, die der Übersetzer dann nur noch prüfen und nötigenfalls an den Kontext anpassen muss.

  • Eine Wiederholung (auch Repetition) liegt vor, wenn ein Segment im Ausgangstext mehrfach im gleichen Wortlaut vorkommt. Auch hier muss in der Regel nur wenig oder gar nicht nachgebessert werden, sofern der Sinnzusammenhang derselbe ist.

  • Bei einem Fuzzy Match gibt es lediglich eine teilweise Übereinstimmung zwischen Original und TM. Hier ist zwischen „High Fuzzys“ und „Low Fuzzys“ zu unterscheiden, also Segmenten mit hoher oder geringer Übereinstimmung; der Preis wird gegenüber neuen Segmenten entsprechend abgestuft. Die TM-Software erkennt und markiert, welche Teile eines Segments sich verändert haben, sodass der Übersetzer diese leicht bearbeiten oder ersetzen kann.

  • No Match bedeutet, dass ein Segment entweder gar nicht im TM vorhanden ist oder dass es sich um ein Fuzzy Match unterhalb der Akzeptanzschwelle handelt. Solche Matches bedürfen einer Neuübersetzung, die aber dann im TM gespeichert wird und somit später wiederverwendet werden kann.

TM-Matches können das Übersetzungsbudget erheblich entlasten: Bei Marketingmaterialien lassen sich mitunter bis zu 40 % des Textes aus früheren Übersetzungen übernehmen, und bei technischen Dokumentationen für Produkte mit nur geringfügigen Änderungen kann dieser Wert sogar auf bis zu 90 % steigen. Dementsprechend hoch ist die finanzielle Einsparung.

Das richtige Feeling

Ihr Unternehmen wird durch Ihre Marke repräsentiert, und die Sprache jeder Marke zeichnet sich durch unverwechselbare formale, stilistische und ästhetische Merkmale, kurzum durch ein besonderes „Feeling“ aus. Soll Ihre Marke nun in einem neuen Zielmarkt Erfolg haben, muss dieses Feeling natürlich auch dort angemessen vermittelt werden. Um dies zu erreichen, sollten Sie einen Style Guide verfassen. Dabei handelt es sich um ein Referenzdokument (mit meist nicht mehr als 20 Seiten), das an jeden Zielmarkt angepasst wird. Der Style Guide informiert Linguisten über bevorzugte Formulierungen, grammatische Konstruktionen und andere Formalien, damit die Übersetzung den Anforderungen Ihrer Marke entspricht.

Unbedingt darin aufzunehmen sind zielmarkt- und markenspezifische Aspekte, darunter:

  • Datums-, Uhrzeit- und Telefonnummernformate sowie der Umgang mit Zahlen, Währungen und Prozentangaben. Soll der Monatsname ausgeschrieben oder als Zahl dargestellt werden, z. B. 3. Januar 2013 bzw. 03.03.2013?

  • Grammatik, Syntax und Orthografie. Hier sollte auf gewünschte lokale Varianten, zum Beispiel „Straße“ in Deutschland und Österreich gegenüber „Strasse“ in der Schweiz, hingewiesen werden.

  • Zielgruppe. Ist Ihre Zielgruppe eher jüngeren, mittleren oder fortgeschrittenen Alters? Überwiegend männlich, überwiegend weiblich oder ausgewogen? In vielen Sprachen gibt es zudem informelle und formelle Anredeformen wie „du“ und „Sie“.

  • Stil und Ausdrucksweise. Legt Ihr Unternehmen Wert auf einen förmlich-höflichen Umgangston, etwa weil Ihre Zielgruppe in der Buchhaltung tätig ist, oder darf es für ein junges Start-up mit hippem Kundenkreis auch etwas salopper sein?

  • Zu lokalisierende Akronyme und Abkürzungen. Die Finanzbuchhaltung wird im Deutschen gern „Fibu“ abgekürzt – in anderen Sprachen wird damit aber wohl niemand etwas anfangen können. Daher sollten Sie Ihre Sprachdienstleister wissen lassen, was Akronyme und Kurzwörter bedeuten und wie sie in der Zielsprache aufgelöst oder übersetzt werden sollen.

  • Webseiten, Produkte und Dienstleistungen. Der Style Guide sollte einen Überblick über das Angebot Ihres Unternehmens geben, idealerweise mit Links zu Ressourcen, denen Linguisten weitere Hintergrundinformationen entnehmen können.

  • Wichtige Termini. Verweisen Sie im Style Guide auf Produktnamen und besonderen Branchenjargon, der für Ihre Marke relevant ist. Fachausdrücke sollten in einem Glossar oder einer Termbank erfasst werden.

  • Verwendung und Farbgebung von Logos. Zum Corporate Branding Ihres Unternehmens gehören wahrscheinlich bestimmte Schriftarten und Farben (deren symbolische Bedeutung von Kultur zu Kultur verschieden sein kann), die bei der Lokalisierung zu berücksichtigen sind. Auch auf unterschiedliche Varianten Ihres Firmenlogos sollten Sie eingehen.

  • Zu lokalisierende Elemente der Benutzeroberfläche. Wenn Sie nicht möchten, dass bestimmte Teile Ihrer Webseite, Software oder Produkte übersetzt werden, sollten Sie das unmissverständlich im Style Guide zum Ausdruck bringen.

Viele der oben genannten Punkte lassen sich auch mit Tools automatisch überprüfen, aber kein Tool der Welt hat ein menschliches Gespür für das richtige Feeling. Deshalb sollten Sie Übersetzer, Editoren, Desktop Publisher und Qualitätsprüfer genau instruieren, wie Ihre Markensprache klingen soll und wie nicht.

Einheitlicher Umgang mit Synonymen, Antonymen und Produktnamen

Damit Ihr Produkt richtig ankommt, muss es terminologisch stimmig sein. Synonyme können Verwirrung stiften. Ungenaue Übersetzungen können in die Irre führen. Damit dies nicht passiert, empfiehlt es sich, ein Glossar anzulegen, das wichtige Ausdrücke und die dazugehörigen Übersetzungen enthält.

Dabei geht es nicht um branchenübliche Bezeichnungen, mit denen Übersetzer und Anwender gleichermaßen vertraut sind, also etwa „Webanwendung“ oder „Benutzeroberfläche“. Vielmehr sollte das Glossar unternehmens- und produktspezifische Benennungen enthalten, die durchgängig zu verwenden sind.

Voraussetzung für ein Glossar ist eine Liste geeigneter Termini, Bezeichnungen und Ausdrücke. Diese werden von einem sachkundigen Übersetzer in die gewünschte Sprache übertragen und anschließend von Ihren Mitarbeitern in dieser Sprachregion intern geprüft und freigegeben. Das fertige Glossar wird dann Content-Erstellern, Autoren und Übersetzern für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt.

Für jede Prozessphase des Glossarmanagements gibt es spezielle Tools, beispielsweise zum Extrahieren von Wörtern aus Ausgangs- und Zieltexten, zum Verwalten von Termbanken oder zur automatischen Übernahme definierter Termini während des Übersetzens.

Ein effektives Terminologiemanagement kann Missverständnissen, Fehlern und Kundenserviceanfragen vorbeugen. Außerdem kann es dazu beitragen, dass Ihre Marke online leichter gefunden wird, denn viele potenzielle Kunden suchen im Internet gezielt nach markenspezifischen Keywords.

Eine Investition, die sich auszahlt

All diese linguistischen Ressourcen sorgen im Zusammenspiel für bessere Qualität, geringere Kosten und mehr Einheitlichkeit – also genau das, was Ihr Chef von Ihnen erwartet.

Diese Ressourcen sind wertvolle Investitionen, da sie sich im Laufe der Zeit immer mehr bezahlt machen und den Ertrag Ihrer Lokalisierungen steigern können. Im Einzelnen bewirken linguistische Ressourcen Folgendes:

  • Geringere Lokalisierungskosten. Anhand geeigneter Ressourcen können Linguisten frühere Übersetzungen wiederverwenden sowie die Recherche- und Terminologiearbeit beschleunigen. Dadurch sind sie unterm Strich produktiver.

  • Weniger Missverständnisse und Fehler. In-Country-Mitarbeiter, Partner, Kunden und andere Beteiligte arbeiten effektiver zusammen, wenn jeder weiß, wovon der andere redet.

  • Klares Markenimage. Eine gut geführte Marke ist die Grundlage für den Erfolg im In- und Ausland. Umgekehrt kann eine uneinheitliche Markenbotschaft Ihrer Reputation Schaden zufügen. Deshalb gilt: Auch wenn die Botschaft bis zu einem gewissen Maß an die örtlichen Gepflogenheiten angepasst werden muss, sollte Ihre Marke unverwechselbar zum Vorschein kommen.

  • Weniger Kundenserviceanfragen. Sind Online-Content, Marketingmaterialien und Produktdokumentationen terminologisch aufeinander abgestimmt, finden Kunden leichter von allein, wonach sie suchen. Dies entlastet Ihr Callcenter bzw. Ihren Servicedesk.

  • Mehr Leads. Ein einheitlicher Gebrauch markenspezifischer Keywords bringt Ihre Marke bei Onlinesuchen in den Suchergebnissen nach oben und leitet mehr potenzielle Interessenten auf Ihre Webseite.

  • Vermeidung von PR-Risiken. Übersetzungsfehltritte werden in sozialen Medien schnell zur Lachnummer. Dies können Sie Ihrem Unternehmen leicht ersparen.

Wenn Sie Ihr Lokalisierungsprojekt optimieren möchten, helfen wir Ihnen gern bei der Erstellung und Aktualisierung präziser, effizienter linguistischer Ressourcen. Wenden Sie sich einfach an uns.