Jeder dürfte bereits von maschineller Übersetzung (MT) und ihren Zeit- und Kostenvorteilen gehört haben. Ein wichtiger Einwand lautet jedoch: MT ist nicht für alle Content-Typen geeignet. Gilt dies auch für Ihre Inhalte?
Tatsächlich lässt sich diese Frage recht einfach beantworten. In diesem Beitrag möchten wir kurz und bündig die Methode erläutern, mit der wir ermitteln, ob Content unserer Kunden für die MT geeignet sind oder nicht: Wir nennen sie Skala des emotionalen Gehalts.
Die Skala des emotionalen Gehalts
Wenn Sie herausfinden möchten, ob sich Ihr Content für die Übersetzung eignet, sollten Sie zunächst den Zweck des Contents analysieren – genauer gesagt dessen „emotionalen Gehalt“. Damit ist gemeint: Soll der Content bei der Leserschaft eine emotionale Wirkung erzielen und wenn ja, welche?
Je sachlicher und emotional neutraler Ihr Content ist – das heißt je mehr er auf Information und Bildung ausgerichtet ist, ohne die Zielgruppe zum Handeln zu animieren –, desto eher kommt für die Übersetzung eine MT-Lösung infrage. Der Grund dafür ist, dass die Technologie noch nicht so fortgeschritten ist, um menschliche Emotionen zuverlässig interpretieren und vermitteln zu können. Davon abgesehen ist es riskant, die Übersetzung grammatischer und syntaktischer Strukturen einzig und allein einer Maschine zu überlassen. Je einnehmender oder nuancierter Ihr Content also sein soll, desto sinnvoller ist es, ihn von Menschen übersetzen zu lassen.
Zur Verdeutlichung hier eine Übersicht, welche „emotionalen Kategorien“ es gibt:
Zweck des Contents |
Definition |
Beispiele für Content-Typen |
Kernaussage |
Die ersten beiden Content-Typen haben keinerlei emotionalen Gehalt. Sie dienen vielmehr dazu, Leser schnell mit Informationen zu versorgen. Oft sind sie nutzergeneriert oder treten in Echtzeit-Umgebungen auf. |
Social-Media-Beiträge/-Kommentare, Kommentare in Blogs/Foren, Livechats/Instant-Messaging-Nachrichten, Nutzerbewertungen |
Informieren |
Produktbeschreibungen, Wissensdatenbanken, FAQs, Meldungen/Benachrichtigungen |
|
Instruieren |
Der Content soll Sachverhalte erläutern oder Handlungsanweisungen vermitteln und bedient sich dazu einer nüchternen, sachlichen Sprache. |
Anwendersupport, Bedienungsanleitungen, Personalrichtlinien und -verfahren, allgemeine interne Mitteilungen und Unternehmens-E-Mails |
Interagieren |
Der Inhalt umfasst Benutzeroberflächenelemente, die Nutzern ein bestimmtes Erlebnis vermitteln oder durch einen Prozess führen sollen, etwa beim Hinzufügen eines Produkts zum Warenkorb. |
E-Commerce-Websites, Benutzeroberflächen von Software oder Apps, Umfragen, Beurteilungen, Quizze, Self-Service-Content |
Inspirieren |
Marketing-, Werbe-, Vertriebs- oder sonstige an die Öffentlichkeit gerichteter Content, der rechtliche, finanzielle oder markenspezifische Konsequenzen hat und bestimmte Zielgruppen direkt ansprechen soll. Content dieser Art ist stark zielgruppenspezifisch und setzt deshalb hohe Qualität voraus. Hier kommen in der Regel nur menschliche Übersetzer infrage. |
Fallstudien, Blogartikel, Materialien für das Personal-Recruitment oder -Training, Marketing-Websites, kulturspezifische oder wichtige interne Miteilungen und Unternehmens-E-Mails |
Motivieren |
Taglines, Werbetexte, rechtlich bindende Dokumente, kundenorientierte Vertriebsmaterialien |
Je höher der emotionale Gehalt, desto riskanter ist es, sich allein (oder überhaupt) auf die MT zu verlassen
Die Wahl des richtigen Übersetzungsansatzes
Wahrscheinlich werden Sie feststellen, dass die meisten Ihrer Inhalte – wie bei der Mehrzahl der Unternehmen – in die ersten drei Kategorien fallen. Folglich kommt dafür eine maschinelle Übersetzung infrage.
Doch damit sind noch nicht alle wichtigen Entscheidungen getroffen. Insgesamt gibt es nämlich vier verschiedene Übersetzungsansätze:
- Rein maschinelle Übersetzung: Je stärker die MT ausreift, desto mehr Content-Typen können rein maschinell übersetzt werden. Doch allen Fortschritten und Verbesserungen zum Trotz sollte die Technologie nur für Content mit geringem Risiko eingesetzt werden, also für Texte, die nicht perfekt sein müssen und bei denen keine rechtlichen Konsequenzen drohen.
- Maschinelle Übersetzung + Plausibilitätsprüfung: Für riskanteren Content, der schnell übersetzt werden soll, kann die MT eine Option sein, allerdings muss die Übersetzung manuell anhand einer vorher festgelegten Checkliste auf inakzeptable Fehler geprüft und bewertet werden. Falls der Output die Qualitätsvorgaben nicht erfüllt, ist eine gründlichere Überarbeitung durch den Menschen erforderlich:
- Maschinelle Übersetzung + manuelles Post-Editing: In diesem Fall übernimmt die MT-Engine die eigentliche Arbeit, aber ein Post-Editor greift anschließend ein, um den Text den Qualitätsvorstellungen des Kunden anzugleichen. Diese Vorgehensweise eignet sich besonders für Content, der eine gewisse persönliche Note efordert. Zugleich können Übersetzer so größere Volumina bewältigen, als wenn sie alles selbst von Grund auf neu übersetzen würden.
- Rein manuelle Übersetzung: Der Content wird im Wesentlichen von Menschen übersetzt, allerdings mit Unterstützung durch technische Hilfsmittel, die die Produktivität steigern, etwa CAT-Tools. Für Content mit einem hohen emotionalen Gehalt, den die MT nicht interpretieren kann, ist eine rein manuelle Übersetzung die einzige Option, die infrage kommt.
Welcher Ansatz für Ihre Anforderungen am besten ist, hängt vom emotionalen Gehalt Ihres Contents ab. Die Ebenen der Emotionalität und die dazugehörigen Ansätze lassen sich wie folgt veranschaulichen:
Kernaussage und Informieren: Diese Content-Typen sind ideal für die MT geeignet, da der Leser den Inhalt lediglich im Allgemeinen verstehen muss. Schnelligkeit spielt bei solchen Inhalten eine größere Rolle als Qualität.
Interagieren: Ab diesem Punkt wird die menschliche Komponente im Übersetzungsprozess wirklich wichtig – in diesem Fall, damit die Benutzeroberfläche ein reibungsloses Erlebnis bietet.
Bei allen Content-Typen, bei denen eine direkte Ansprache der Zielgruppe noch wichtiger ist, sind Sie besser beraten, ganz auf MT zu verzichten.
Denkbar wäre hier zwar auch eine Kombination aus MT, manuellem Post-Editing und Tests durch Nutzer (zum Abschätzen der Interaktion und Reaktion realer Nutzer), um die MT-Ausgabe auf ein überzeugendes, veröffentlichungsreifes Niveau zu bringen. Doch vergleicht man die Kosten dieser drei Aktivitäten mit denen einer rein manuellen Übersetzung, ist die Transkreation Ihres Contents oder eine komplette Neufassung im Zielmarkt durch entsprechende Experten oft günstiger.
Fazit zur MT-Eignung von Content
Ohne Zweifel hat es Vorteile, den Großteil der Übersetzungsarbeit der Maschine und den Feinschliff Experten zu überlassen. Unter Umständen ist es sinnvoll, Content zweckgebunden maschinell übersetzen zu lassen, der sonst wegen eines zu knappen Budgets unübersetzt geblieben wäre. Summa summarum lohnt sich der MT-Einsatz jedoch nur, wenn der Übersetzungsprozess dadurch tatsächlich schneller und kostengünstiger ausfällt als bei einer rein manuellen Übersetzung.
Wie also finden Sie heraus, welcher Übersetzungsansatz für welchen Content infrage kommt? Lohnt sich eine manuelle Übersetzung, genügt die rein maschinelle Übersetzung oder wäre eine Kombination aus beiden am besten?
Beraten Sie sich dazu am besten mit Ihrem Übersetzungsanbieter. Er kann Ihnen bei Folgendem helfen:
- Bestimmung der für die MT geeigneten Inhalte
- Auswahl der passenden Engines je nach Ihren geschäftlichen Anforderungen
- Bereitstellung des MT-Projekts und langfristige Optimierung der Investition
Auf unserer Website finden Sie weitere Informationen zur Auswahl der richtigen MT-Engine sowie zur MT-Bereitstellung. Außerdem helfen Ihnen unsere MT-Experten jederzeit gerne weiter.