Eine weltweite Pandemie wie die Corona-Krise hatte niemand kommen sehen. Gab es jemals eine Zeit, in der die gesamte Welt ihre Geschäfte schloss und die Straßen leergefegt waren, weil es galt, Kontakte zu vermeiden? Die Folgen sind in vielerlei Hinsicht verheerend – zumindest für uns Menschen.
Bei Maschinen sieht es anders aus.
Für die künstliche Intelligenz (KI) war das Jahr 2020 positiv, da die Menschen eine Möglichkeit brauchten, um miteinander zu kommunizieren, sich abzulenken, medizinische Beratung und Antworten zu erhalten und alles Nötige einzukaufen. Manche denken wahrscheinlich, dass KI erst jetzt so richtig zum Einsatz gekommen ist, doch tatsächlich war KI bereits vorher weit verbreitet. Seit ihrer Entstehung in den 1950er Jahren wächst sie heute jedoch stärker denn je.
Während wir körperlich und seelisch unter der „neuen Normalität“ leiden und die Wirtschaft bemüht ist, auch nur annähernd den Status quo vor der Pandemie wiederherzustellen, geht KI gestärkt aus der Krise hervor – mit weitreichenderen Anwendungen als jemals zuvor.
Wir werden nun ein paar Beispiele beleuchten, wie KI auch nach der Coronavirus-Pandemie weiter florieren wird.
Robotik
Robotertechnik kommt bereits in zahlreichen Branchen zum Einsatz, denn sie beseitigt menschliche Fehler, die Belegschaft wird nie krank (oder verbreitet ein tödliches Virus) und kann rund um die Uhr arbeiten. Laut Financial Times geht die International Federation of Robotics (IFR, internationaler Verband der Robotik-Industrie) davon aus, dass die Zahl der professionell eingesetzten Serviceroboter in diesem Jahr weltweit um 38 % steigen und dass dieses Wachstum über die nächsten zwei Jahre anhalten werde. Elisabeth Reynolds, Executive Director der „Task Force on the Work of the Future“ am Massachusetts Institute of Technology (MIT), sagte, dass die Ausbreitung des Virus „den Einsatz von Robotertechnik und anderen Technologien beschleunigt hat, um Aufgaben zu übernehmen, die während der Pandemie schwieriger zu bewältigen sind.“ Die Sicherheit und Produktivität steigt, Abhängigkeiten werden beseitigt, Workflows gestrafft und der Umsatz wächst.
Automatisierung
Neben der Robotik hat auch das Maß an Automatisierung zugenommen, da immer mehr Unternehmen und Branchen die Arbeit im Homeoffice ermöglichen mussten. Von der Terminplanung in Slack, Google Kalender oder Stackby über das Filtern von E-Mails bis hin zum Lösen von IT-Problemen ohne Eingriff des Menschen – die Automatisierung entwickelt sich zu einem unverzichtbaren Element für die Produktivität von Mitarbeitern und den Betrieb von Unternehmen. Zudem steuert sie im Hintergrund viele unterstützende Funktionen – wie Backend-Datenbanken und Funktionen für die Informationssicherheit –, für niemanden sichtbar, aber unerlässlich für den alltäglichen Geschäftsbetrieb. Jess McCuan, Content Lead bei Automation Hero meint dazu: „Unternehmen, die sich gegen die Automatisierung entschieden haben, dürften nun die Folgen spüren. Manuelle Prozesse lassen sich aus der Ferne einfach schwerer steuern.“
Chatbots
Sie sind mittlerweile allgegenwärtig und Unternehmen teilen uns offen mit, dass wir mit einem Chatbot sprechen. Bei der Kommunikation mit dem lokalen Musikgeschäft haben wir kein Problem, mit Bot Marley zu sprechen. Innovative Unternehmen haben Spaß daran und Kunden sind mit dem Ergebnis zufrieden. Das Brand-Experience-Unternehmen Uberall fand heraus, dass acht von zehn Kunden, die bereits mit einem Chatbot kommuniziert haben, das Erlebnis als positiv empfanden. Würden sie die Interaktion mit einem Menschen ebenso positiv bewerten? Die Chatbot-Entwickler von BotStar sehen einen höheren Bedarf an Chatbots als je zuvor, denn: „Online-Shopping ist ein langfristiger Trend, der sich auch nach der Pandemie fortsetzen wird … Auch nach dem Ende der Quarantäne werden die Menschen lieber von ihrem sicheren Zuhause aus einkaufen.“
Doch wir reden nicht nur von Chatbots zum Einkaufen: Dem Weltwirtschaftsforum zufolge „haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Center For Disease Control and Prevention (CDC) auch Chatbots in ihre Websites integriert, um Milliarden von Menschen aktuelle Informationen zur Ausbreitung des Virus und zu den Symptomen zur Verfügung zu stellen.“
Virtuelle Assistenten
Virtuelle Assistenten reagieren auf Befehle, versorgen uns mit Informationen, bieten Unterhaltung und unterstützen uns im Alltag. Derzeit sind etwa 4,2 Milliarden virtuelle Assistenten im Einsatz. Diese Zahl wird sich laut Statista in den nächsten vier Jahren auf 8,4 Milliarden verdoppeln. Das ist mehr als die gesamte Weltbevölkerung.
Unterstützt wird der Aufstieg virtueller Assistenten durch die Spracherkennung des Natural Language Processing (NLP, Verarbeitung natürlicher Sprache). Dank NLP sind automatisierte Produkte in der Lage, normale Alltagssprache zu verstehen. NLP macht es möglich, dass Sie mit Ihrem Smartphone, Alexa, Google Home, Ihrem Auto oder jedem anderen Gerät mit Spracherkennungsfunktion sprechen können und dieses Ihre Befehle ausführt. Die Marketing-News-Website „The Drum“ betont: „Auf diesem Gebiet gibt es noch viel zu tun, aber das Coronavirus wird das Tempo der Implementierung von Sprachtechnologie im öffentlichen Bereich weiter beschleunigen.“
Überwachungssysteme
Auch Behörden, Krankenhäuser und Unternehmen setzen nun verstärkt KI-gestützte Technologien ein, um für unsere Sicherheit zu sorgen und sicherzustellen, dass wir mit so wenigen Keimen wie möglich in Kontakt kommen. Überwachungskameras, Gesichtserkennungssysteme und GPS-Ortung für Smart-Geräte bekämpfen das Coronavirus nun aktiv durch Protokolle für die Kontaktnachverfolgung. Ergänzt man dies nun um Wärmebildsysteme, um Menschen mit erhöhter Körpertemperatur zu erkennen, erhält man ein umfassendes Verteidigungssystem gegen Pandemien, Viren und Krankheiten. Kein Land und kein Unternehmen möchte noch einmal kalt erwischt werden, deshalb können Sie davon ausgehen, dass diese Sicherheitsmechanismen auch dann weiterhin Bestand haben werden, wenn wir alle geimpft sind.
Kommunikation und Bildung
Persönliche Besprechungen sind seit Ausbruch der Pandemie enorm eingeschränkt. Die neue Form des Zusammentreffens – wie KI-gestützte Seminare, Konferenzen und Meetings – wird sich auch dann fortsetzen, wenn die Bedrohung durch das Coronavirus gebannt ist. Zoom, Microsoft Teams, Skype und all die anderen Plattformen für Videokonferenzen, für die lediglich WLAN erforderlich ist, haben bewiesen, dass wir genauso gut von zu Hause aus kommunizieren können.
Darüber hinaus profitieren Unternehmen von deutlichen Kosteneinsparungen und einem geringeren CO2-Ausstoß. Eine gesunde Mischung aus Homeoffice und Arbeit vor Ort wird die Zukunft sein. Auch Bildungsinstitutionen springen auf diesen Zug auf: Universitäten automatisieren ihre Verwaltung und führen Online-Unterricht ein, sodass man ein ganzes Studium absolvieren kann, ohne jemals einen Hörsaal zu betreten.
Doch wird es noch genug Raum für uns Menschen geben?
Kommt diese Frage nicht immer auf? Die Antwort wird immer lauten: ja. KI ist auf den Menschen angewiesen. Dem globalen Research- und Beratungsunternehmen Gartner zufolge bedeutet der zunehmende Einsatz von KI nicht zwangsläufig, dass Menschen überflüssig und entlassen werden. Im Gegenteil, durch die Einführung von KI werden 2,3 Millionen Arbeitsplätze entstehen. Zwar werden sich unsere Arbeitsweise und unsere Rollen verändern, aber KI-gestützte Lösungen müssen durch KI-versierte Mitarbeiter überwacht und angeleitet werden, damit sie die Unternehmen in die richtige Richtung lenken.
Mittlerweile gelangen verschiedene Impfstoffe auf den Markt und die Regierungen der einzelnen Länder erarbeiten Strategien zur Impfung ganzer Nationen. Ein langfristiges Ergebnis der Pandemie wird sein, dass sie die Entwicklung von Robotik, Automatisierung, Chatbots, virtuellen Assistenten, Überwachungssystemen und Kommunikationsmethoden beschleunigt hat – nicht nur, um das Virus zu bekämpfen, sondern auch, um unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu machen. Dank KI-Innovationen können Branchen die Pandemie überstehen und die Menschheit arbeitet endlich zusammen, um die größte Gesundheitskrise der vergangenen 100 Jahre zu überwinden.