Im Zentrum sämtlicher Kommunikationsstrategien von Unternehmen steht auch Terminologie. Egal, ob Sie mit Kollegen, Geschäftspartnern oder Kunden kommunizieren – Ihre Terminologiestrategie ist von höchster Bedeutung. Damit stellen Sie sicher, dass die gesamte Kommunikation klar und einheitlich ist und dass alle die gleichen Benennungen für Konzepte oder Produkte verwenden. Sie sorgen so auch dafür, dass Kunden präzise über Ihre Angebote informiert werden
Doch oft wird das Thema Terminologie aus unterschiedlichen Gründen übersehen oder als selbstverständlich erachtet. Wenn Unternehmen dann global expandieren möchten, wird ihnen klar, dass sie schon viel eher auf eine exakte, markengetreue und konsistente Terminologie hätten achten sollen.
In Folge 108 unseres Podcasts Globally Speaking Radio sprechen wir mit dem renommierten Terminologieexperten Klaus Fleischmann. Er unterrichtet nicht nur zum Thema Terminologie an Universitäten in seiner Heimat Österreich, sondern ist auch Vorstandsvorsitzender der Globalization and Localization Association (GALA), Geschäftsführer der eurocom Translation Services sowie Gründer und CEO der Kaleidoscope Group. Offensichtlich kennt sich Klaus Fleischmann recht gut mit dem Nutzen von Terminologie für Lokalisierung, maschinelle Übersetzung (MT), künstliche Intelligenz (KI) und Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization, SEO) aus.
Bevor wir jedoch darüber sprechen, wie Terminologiemanagement diese Anwendungsfelder beeinflusst, schauen wir uns an, was Terminologie genau ist und warum man zuerst ein Glossar erstellt.
Was meinen wir mit „Terminologie“?
Terminologie bezeichnet im Allgemeinen die Wörter, mit denen wir kommunizieren, und die Art und Weise, wie wir sie verwenden. Bei der Lokalisierung ist die Bedeutung etwas anders: Hier bezeichnet Terminologie branchen- oder produktspezifische Benennungen im Zusammenhang mit Ihrem Unternehmen, verwirrende oder komplexe Benennungen, technische Ausdrücke oder Ausdrücke, die Ihrer Zielgruppe zu eigen sind. In diesem Kontext ist es enorm wichtig, dass die Terminologie der Übersetzung Ihrer Botschaft in neue Sprachen klar und einheitlich ist. „Die Terminologie ist das Fundament einer hochwertigen, klaren, prägnanten und korrekten Kommunikation“, erläutert Fleischmann.
Systematisierung der Terminologie für Ihr Unternehmen: Erstellung eines Glossars
Um das Thema Terminologie mit etwas mehr Kontext zu unterfüttern, müssen wir zunächst verstehen, was ein Glossar ist. Im Grunde ist es ein Verzeichnis der Ihnen wichtigen Benennungen sowie der zugehörigen Verwendungs- und anderer Regeln. Glossare geben vor, welche Benennungen verwendet werden dürfen und welche nicht und in welchem Kontext sie zu verwenden sind. Dabei kann es sich um eine einfache Tabelle handeln oder um eine maßgeschneiderte Datenbank.
Es gibt verschiedene wichtige Gründe, warum ein Unternehmen ein Glossar erstellt, und zwar vorrangig diese:
- Der Inhalt ist klar und prägnant. Es besteht nicht die Gefahr von Unklarheiten aufgrund uneindeutiger Ausdrücke.
- Content lässt sich schneller erstellen und auf dem Markt veröffentlichen.
- Der Rechercheaufwand verringert sich, wenn einheitliche Definitionen und Metadaten hinzugefügt werden.
- Für alle Produkte und Materialien wird eine konsistente Sprache verwendet, die zuvor abgestimmt wurde.
- Die Marke wird dank klarer Kommunikation global gestärkt.
- Rechtliche und sicherheitsrelevante Probleme aufgrund von uneinheitlichen oder unbeabsichtigten Ausdrücken lassen sich vermeiden.
Neben dem zentralen Ziel einer klaren, konsistenten Kommunikation gibt es weitere Anwendungsmöglichkeiten für Glossare, an die Sie vielleicht noch nicht gedacht haben.
Optimierung Ihrer Terminologie für SEO
SEO stellt das Terminologiemanagement auf den Kopf, denn dabei geht es nicht mehr um die Eins-zu-eins-Entsprechung zwischen einem Konzept und einer Benennung, sondern hier müssen für ein Konzept viele Entsprechungen gefunden werden. Schließlich können Suchanfragen enorm variieren. SEO-Suchbegriffe sind die Wörter und Phrasen, die in die Suchmaschine eingegeben werden, auch genannt „Suchanfragen“. Knifflig daran ist, dass es in manchen Fällen viele verschiedene Varianten gibt, die Anwender eingeben könnten. So sind zum Beispiel Auto, Pkw, Fahrzeug und Wagen alles Benennungen für dasselbe Konzept.
Dieselben Prinzipien lassen sich auf die Terminologieermittlung und -auswahl anwenden, dabei müssen Sie jedoch umgekehrt denken.
Fleischmann erklärt es so: „Bei der Terminologiearbeit ist es wichtig, immer denselben Ausdruck zu verwenden. Wenn es sehr, sehr unternehmensspezifisch ist, dann muss es einen bevorzugten Ausdruck geben – und zwar genau einen. Bei SEO ist es genau umgekehrt. Sie möchten die gängigsten Ausdrücke für ein Konzept herausfinden. Wonach suchen die Leute? Und dann fassen Sie diese Wörter zu Gruppen zusammen. Die Methode ist dieselbe, aber das Ziel ist das genaue Gegenteil. Das Ziel ist, so viele gängige Ausdrücke wie möglich zu finden, die von Anwendern eingegeben werden könnten ... und diese Wörter dann gezielt einzusetzen.“
Durch die Ermittlung der Gruppe von Keywords, mit denen Sie die besten Chancen haben, Aufmerksamkeit zu erregen oder Kunden auf Ihre Website zu leiten, können Sie mit der richtigen Terminologie Ihren Ansatz verfeinern.
So können Sie beispielsweise Suchanfragen (eine Reihe von Benennungen oder, in SEO-Sprache, „Keywords“) vergleichen und sehen, wie viele Menschen jede von ihnen auf Ihre Seite leitet. Wie lange bleiben sie dort? Was lesen sie? Was veranlasst sie, die Seite zu verlassen?
#TerminologiefürSocialMedia
Die Anwendung von Terminologie in den sozialen Medien ist anders als bei der SEO, sie ähnelt eher dem Einsatz von Terminologie in Unternehmensmaterialien: Es gibt eine primäre Benennung für jedes Konzept und diese muss verwendet werden – nur diese.
Fleischmann betont: „Der Umgang mit Hashtags ist eher klassisch ... denn wenn Sie Ihren eigenen Hashtag nach vorn bringen wollen, müssen Sie konsistent vorgehen. Diese Konsistenz ist keine SEO-Eigenschaft.“
Ein Hashtag ist eine Benennung: „Auf Twitter beispielsweise wird nicht von Keywords gesprochen. Dort geht es um Hashtags, was im Grunde das Gleiche ist“, so Fleischmann.
Wie bei der SEO können Sie auch Hashtags (Benennungen) als Analysetools verwenden, um Ihr Marketing zu verfeinern. Für Social Media können Sie einen Hashtag anpassen und prüfen, wie oft Ihr Beitrag aufgerufen wird, wie lange die Besucher bleiben und wie sie ihn teilen.
Warum Terminologie wichtig für Ihr KI-Projekt ist
Bei KI dreht sich alles um Daten und welche Qualität die eingehenden Daten haben. Terminologie bildet einen Teil des Fundaments dieser Daten. „Wenn bei Ihnen MT oder ein etwas allgemeinerer Einsatz von KI geplant ist, dann ist eine Investition in Terminologie auf jeden Fall eine gute Idee“, meint Fleischmann
Ihm zufolge wird bei MT die Anwendung der Terminologie offenbar, denn die Termini füttern nicht nur die MT-Engine, sondern auch die Ausgabe. „Die Terminologie arbeitet nicht nur im Hintergrund daran, der MT-Engine oder Lern-Engine Konzepte zu vermitteln, wobei sie im Verborgenen bleibt, sondern bei MT kommt sie zum Vorschein, da Text ausgegeben wird.“
Er ergänzt, dass MT-Anbieter derzeit intensiv daran forschen, wie sich Terminologie in eine Engine integrieren lässt, sodass diese die Ausgabe automatisch anpasst. Doch Engines zu trainieren ist nicht einfach, denn sie können nicht Probleme lösen, wie Menschen dies tun. Deshalb sind Wahlmöglichkeiten bei MT nicht empfehlenswert. Fleischmann erklärt es so: „Ganz einfach: Verwirren Sie die Engine nicht. Bei Übersetzern kann es sehr sinnvoll sein, Wahlmöglichkeiten zu bieten, indem man beispielsweise sagt: „Wenn Sie in dieser Textsorte arbeiten, verwenden Sie das Wort, wenn Sie aber in einer anderen Textsorte arbeiten, dürfen Sie es keinesfalls verwenden.“ Das sollten Sie bei einer MT-Engine vermeiden.“
Auf diesem Gebiet gibt es also noch einiges zu tun, aber Terminologie ist einer der Grundpfeiler eines erfolgreichen MT-Projekts.
Terminologiebewusstsein
Ob Sie sich dessen bewusst sind oder nicht, Sie sind bereits dabei, Ihre Terminologie zu verwalten, sei es in Form von Styleguides und Hinweisen von Ingenieuren oder Produktspezifikationen. Doch wenn Ihr Wettbewerber Terminologie bewusster einsetzt, dann könnte er damit eher Erfolg haben.
Fleischmann sieht es so: „Wie heißt es so schön: ‚Man kann nicht nicht kommunizieren‘. Ich sage immer, ‚Man kann nicht keine Terminologie haben‘.“
Egal, ob Ihr Terminologieprojekt noch in den Kinderschuhen steckt oder Sie ein vorhandenes optimieren, berücksichtigen Sie, wie sich Benennungen auf SEO, Social Media und KI auswirken. Terminologiearbeit kostet Zeit und Geld, aber sie zahlt sich aus, denn Ihr Unternehmens-, Social-Media- und kundenorientierter Content profitiert davon. Angesichts ihrer zunehmenden Relevanz in diesen digitalen und technischen Bereichen erlebt das Terminologiemanagement in Unternehmen gerade einen richtungsweisenden Wandel: von einer Kostenstelle zum Umsatzmotor.
Das gesamte Interview mit Klaus Fleischmann hören Sie in der 108. Folge von Globally Speaking. Wenn Sie über künftige Folgen auf dem Laufenden bleiben möchten, können Sie den Podcast auch abonnieren.