Computergestütztes Dolmetschen verändert die Arbeitsweise von Dolmetschern.
In der Vergangenheit haben sie ihre Aufgaben mit folgenden Tools bewältigt:
- Dolmetscherkonsole – ein elektronisches Bedienfeld in der Dolmetschkabine, über das die Dolmetscher zwischen Sprachen wechseln, Kopfhörer anschließen, die Lautstärke regeln sowie Mikrofone steuern können
- Glossare zur Unterstützung beim Lernen von Vokabeln, beim Verstehen von Konzepten und problematischen Begriffen sowie zur schnelleren Übertragung in die Zielsprache
- Dolmetschplattformen – technische Systeme, die das Dolmetschen per Telefon und Video sowie maschinelles Dolmetschen ermöglichen.
Nun gibt es eine neue Technologie: das computergestützte Dolmetschen (Computer-aided Interpretation, CAI). Diese Tools geben Dolmetschern die Möglichkeit, sich auf einen Dolmetscheinsatz vorzubereiten, unterstützen ihn während des Einsatzes und können bei der Nachbereitung helfen. In erster Linie unterstützen sie eine hohe Dolmetschqualität und die Verwendung der korrekten Terminologie.
Schauen wir uns nun einmal diese innovative Technologie im Detail an.
Was leisten die Tools?
Tools für computergestütztes Dolmetschen können Übersetzungsfehler reduzieren, Arbeitsabläufe optimieren, die Produktivität erhöhen und die Qualität während Dolmetscheinsätzen verbessern.
Die Glossarverwaltung ist ein zentraler Schwerpunkt dieser neuen CAI-Tools. Hierdurch unterstützen sie Dolmetscher vor, während und nach ihren Einsätzen:
- Vorbereitung von Dolmetscheinsätzen durch die Bereitstellung einer Datenbank mit Infomaterial und Tools für das Extrahieren, Lernen und Verstehen der Terminologie sowie der Fähigkeit, Dokumente sofort zusammenzufassen.
- Unterstützung während des Einsatzes durch den Zugriff auf mehrsprachige Glossare und die Suche nach zielsprachlichen Äquivalenten, wenn den Dolmetschern bestimmte Ausdrücke nicht mehr einfallen. Die Suche nach Termini kann manuell oder automatisch erfolgen (per Spracherkennung).
- Unterstützung der Nachbereitungsaufgaben des Dolmetschers nach dem Einsatz wie Verwaltung linguistischer Assets, Qualitätsevaluation und Berichterstellung.
Weitere Informationen dazu finden Sie in diesem Artikel von CSA.
Wie funktionieren sie?
Wenn Dolmetscher Terminologie wie Eigennamen oder themenspezifische Konzepte ad hoc übersetzen sollen, können sie schnell ins Straucheln geraten.
Hier helfen computergestützte Dolmetschtools, da sie dem Dolmetscher Glossareinträge in Echtzeit auf einem Bildschirm anzeigen können. Sie tun dies, indem sie gesprochene Wörter analysieren und Entsprechungen finden, die der Dolmetscher möglicherweise nicht kennt. Dies hilft Dolmetschern, Namen, Bezeichnungen von Organisationen sowie Zahlen im Handumdrehen zu übertragen. CAI-Tools ermöglichen es Dolmetschern, fließende und präzise Übersetzungen zu liefern, da sie die Terminologie bereits im Kopf haben.
Nachteile von CAI
Auch wenn computergestützte Dolmetschtools immer beliebter werden, gibt es noch immer einige Nachteile bei der Anwendung.
Eines der größten Defizite dieser Technologie ist, dass die Linguisten einen Begriff in die Datenbank eingeben müssen, um Informationen zu erhalten. Dieser Suchmechanismus kann während der Vor- und Nachbereitung eines Dolmetscheinsatzes einfach angewendet werden. In der Dolmetschkabine hingegen nimmt er wertvolle Zeit in Anspruch, die der Dolmetscher eigentlich braucht, um zuzuhören, das Gesprochene zu verstehen und im Kopf zu übersetzen, die Übersetzung ins Mikrofon zu sprechen und dabei auf die Aussprache zu achten. Da liegt es auf der Hand, dass die Suche nach Terminologie während des Sprechens zu aufwendig werden kann. Die Entwicklung von Spracherkennungstechnologien ist jedoch auf dem Weg, dieses Problem zu lösen.
Ein weiteres Manko ist, dass manche Dolmetscher es befremdlich finden, ein Computerprogramm laufen zu lassen, während sie in der Kabine arbeiten. Sich zu ändern ist nicht immer leicht: Manche Dolmetscher bevorzugen die herkömmlichen Methoden, die sie seit Jahren gewohnt sind.
Die Zukunft von CAI-Tools
Trotz der momentanen Defizite wird der Einsatz computergestützter Dolmetschtools immer beliebter. Um die Akzeptanz weiter zu erhöhen, müssen die Tools weiterentwickelt und verbessert werden. Die Spracherkennung könnte ein wichtiger Wendepunkt sein: Anstatt einen Begriff manuell einzugeben, könnten Dolmetscher ihn einfach aussprechen, um danach in der Datenbank zu suchen. So ließen sich zielsprachliche Äquivalente wesentlich schneller finden.
Um CAI-Tools weiterzuentwickeln, sind mehr Usability-Tests nötig, damit Dolmetscher sich an den Gebrauch der Programme gewöhnen und nicht von einer Flut an Informationen überwältigt werden. Außerdem muss es eine Möglichkeit geben, dass Dolmetscher ihr Wissen über diese Programme mit Kollegen teilen. Um dies zu ermöglichen, sollten Entwickler mit Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten. Schulung und Ausbildung sind ein wichtiger Faktor: Wenn Dolmetscher den Umgang mit computergestützten Dolmetschtools bereits in ihrer Ausbildung erlernen, wird es eine stärkere Nachfrage nach dieser Technologie geben, sobald sie in den Arbeitsmarkt eintreten.
Alles in allem ist es schwer, vorauszusehen, wie schnell sich die CAI-Technologie weiterentwickeln wird, denn es gibt einfach nicht genügend Dolmetscher, um die Investition einer großen Summe in die Erforschung dieses Gebietes zu rechtfertigen. Zudem befürchten viele Dolmetscher, dass die Technologie eines Tages ihre Arbeit komplett übernehmen wird, und zögern deshalb, neue Tools zur Unterstützung ihrer Arbeit einzuführen.
Doch wenn die Dolmetscher in Ihrem Team ihre Arbeitsprozesse straffen und die Terminologiearbeit vereinfachen möchten, dann könnten diese modernen Tools das Richtige für Ihr Unternehmen sein.
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